Da es einige wesentliche Begriffe zu klären gibt, sollte schon mal im Vorraus das Vorwort angeschaut werden.
Link: Hat Literatur einen utopischen Charakter (Vorwort).
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Literarische Erörterung zum Thema: “Der Utopische Charakter der Literatur”.
Hat Literatur wirklich einen utopischen Charakter, welcher den Rezipienten die Spannung zwischen dem was ist und dem was sein sollte zeigt, um diesen zum Denken und Ändern zu animieren oder ist jedes Buch stupide Trivialliteratur, welche nur der reiner Unterhaltung dient ?
Die Frage kann man mit einem der ältesten Bücher der Welt zugunsten des utopischen Charakters der Literatur beantworten. Gemeint ist die Bibel. Diese lehrt den Menschen das Christentum und die damit verbundenen Normen und Werte. Beispiele für die Utopie wären die Vorstellung einer besser Welt (Paradies) oder die 10 Gebote die den Menschen beim Einhalten ein friedliches Miteinander ermöglichen. Diese lehren uns essentielle Dinge wie Toleranz, Solidarität und Humanität. So wie die Bibel gibt es auch diverse Schullektüren, die mit einem Utopischen Kern versehen sind.
Lessing hat mit „Nathan der Weise“ eine Vision, in der die 3 sich ständig streitenden Weltreligionen friedlich zusammenleben, da diese schließlich vieles gemeinsam haben und eine Religion als ihren Ursprung besitzen. Schiller weist mit „Kabale und Liebe“ auf die zu seiner Zeit vorherrschende Ständeproblematik und die daraus resultierenden Nachteile, welche die Menschen in ihrer Handlungsfreiheit determinieren. Beide Lektüren arbeiten auf eine gesellschaftliche Problematik hin, geben aber auch gleichzeitig den ein oder anderen Vorschlag, mit dem man diese zu Gunsten der Menschheit verbessern könnte. Während Schiller die Ständeproblematik gekonnt durch den Tod der beiden Hauptprotagonisten Luise und Ferdinand gleichsetzt, schafft Lessing durch die Verwandschaft eine Illusion der perfekten Welt.
Während sich diese Werke hauptsächlich mit der klassischen Utopie, im sinne einer besseren bzw. verbesserten Welt beschäftigen. Gibt es auch Lektüre, die sich mit einer Unterart der Utopie nämlich der Dystopie oder auch Anti-Utopie auseinandersetzt. Diese soll den Menschen vor möglichen Eventualitäten, welche die Zukunft in sich birgt, warnen.
Beispiele hierfür wären „1984“ und „Farm der Tiere“ vom englischen Schriftsteller George Orwell. Der Roman „1984” zeigt eine Mögliche totalitäre und vollkommen Überwachte Zukunft durch den Diktator Großer Bruder (engl. Big Brother). Der sich ständig widerholende Propaganda Slogan „Der Große Bruder sieht dich“ (engl. Big Brother is watching you) erinnert den Bürger daran keine bzw. kaum Privatsphäre und Freiheit zu besitzen.
Die Fabel „Farm der Tiere“ zeigt eindrucksvoll das Scheitern des Kommunismus. Während das System sich zu beginn noch an die Vision des Keilers Old Major hält, driftet es im Laufe der Geschichte weiter vom eigentlichen Kommunismus ab. Schnell wird das System zugunsten der Schweine verändert, verschiedene Verfassungsänderungen inbegriffen. So wird aus „Alle Tiere sind gleich“, „Alle Tiere sind gleich, aber manche Tiere sind gleicher“.
Die Utopie kann auch auf eine ganz andere Art und Weise auftreten. Wie in Friedrich Dürrenmatts Werken „Die Physiker“ und „Der Richter und sein Henker“. Hier tritt diese als der unüberwindbare ständig gegen die Hauptprotagonisten spielende fast schon personifizierte Zufall auf..
Alle 3 Beispiele haben einen utopischen Charakter und stehen paradox der Wirklichkeit gegenüber. Doch genau in diesen Paradoxen wird der Leser der Realität, welche ihn ständig umgibt, ausgesetzt. Er ist sozusagen gezwungen darüber nachzudenken und somit im besten Fall was an sich oder Welt zu ändern.
Letztendlich kann man sagen, dass Literatur einen Utopischen Charakter besitzt. Dieser zeigt sich jedoch nicht immer im selben Gewand. Entweder tritt dieser in Form einer besseren bzw. verbesserten Welt um uns zu Animieren, einer pessimistischen Zukunftsaussicht um uns zu Warnen oder durch paradoxe Gegebenheiten um uns so der Wirklichkeit auszusetzen, auf
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Quelle Bild: http://commons.wikimedia.org/
Anmerkung: Das Bild ist kein Gemälde sondern eine Fotografie chinesischer Reisfelder.
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